Roman von Philip K. Dick, 1968
Dabei interessierte uns vor allem, welche Potentiale und Einsatzmöglichkeiten diese neuen Technologien in unserer täglichen Arbeit haben. Im Besonderen im Bereich des ‚Design-Futuring‘, also der Entwicklung von Zukünften und Zukunftsszenarien, das in unserer Strategie-, Innovations- und Gestaltungsarbeit bei ma ma Interactive System Design eine zentrale Rolle einnimmt.
Im Folgenden ein Einblick in unser Vorgehen in diesem kleinen Projekt und die Erfahrungen, die wir dabei gesammelt haben.
Unser Prozess, ein interessantes Glückssymbol samt passender Visualisierung zu generieren, bestand aus drei Schritten:
Eine plausible, glaubhafte Welt zu erschaffen, die auf dem Thema der künstlichen Intelligenz fußt, war der erste Schritt. Folgende Aufgabe haben wir ‚ChatGPT‘ gestellt:
Im Umgang mit KI-Werkzeugen wird dabei von sog. ‚Prompts’ gesprochen. Die Interaktion mit ChatGPT funktioniert aktuell am besten in englischer Sprache: Daher haben wir alle Antworten von DeepL KI-unterstützt übersetzen lassen – ganz im Sinn unseres Projekts. Einige Übersetzungen mögen aus diesem Grund etwas holprig klingen.
ma ma: Bitte stelle dir eine Gesellschaft in der Zukunft vor, in der Fortschritte, Herausforderungen und Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zu neuen Glaubenssystemen und Überzeugungen geführt haben. Erkläre, wie es zu dieser Welt gekommen ist. Stelle dir ein neues gesellschaftliches Wertesystem vor, das auf Konvivialität und Gemeinschaft basiert und sich auf der Grundlage der KI-Entwicklungen entwickelt hat, gebe ihr einen interessanten Namen und erkläre es. Sei bitte so fantasievoll und ausgefallen wie möglich.
ChatGPT:
In dieser imaginären Zukunftsgesellschaft haben die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz zu einem grundlegenden Wandel in der Sichtweise der Menschen auf die Welt und ihren Platz in ihr geführt. Mit der zunehmenden Integration von KI-Technologien in allen Aspekten des täglichen Lebens sind sie auch zu einer mächtigen Kraft für das Gute geworden, die dazu beiträgt, einige der dringendsten Probleme der Menschheit zu lösen.
Infolge dieser positiven Auswirkungen hat sich ein neues Glaubenssystem herausgebildet, das sich um die Idee der „Konvivialität“ dreht, d. h. um die Fähigkeit der KI, Menschen zusammenzubringen und ein Gefühl der Gemeinschaft zu schaffen. Dieses Glaubenssystem wird „Synthismus“ genannt und basiert auf der Idee, dass so, wie verschiedene Teile einer Maschine zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, auch alle Menschen zusammenkommen sollten, um eine bessere Welt zu schaffen.
Nachdem ChatGPT eine zukünftige Welt und in dieser ein Glaubenssystem vorgeschlagen hatte, baten wir die KI, ein entsprechendes Glückssymbol als physische Repräsentanz und Ausdruck dieses Glaubenssystems, zu erschaffen und zu beschreiben.
ma ma: Erstelle eine Beschreibung eines natürlichen Artefakts aus der Zukunft, das Menschen bei sich tragen könnten, das ihre Beziehung zu dieser Idee und den Werten, Funktionen und der Bedeutung des Objekts darstellen.
Der Synthstone ist in der Regel ein polierter, glatter, ovaler Stein, der in der Handfläche gehalten werden kann. Jeder Stein ist einzigartig, mit einem eigenen Muster von Mineralablagerungen und Farbvariationen. Die Farbe reicht von tiefen Blau- und Rottönen bis hin zu Violett.
Für viele Menschen ist der Synthstone eine starke Erinnerung an die Vernetzung aller Dinge und an die wichtige Rolle, die die KI bei der Schaffung einer besseren Welt spielt. Er ist auch ein Symbol für die Verbindung zwischen Menschen und KI und für die Idee, dass alle Teile einer Maschine zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, und dass auch Menschen und KI zusammenkommen, um eine bessere Zukunft zu schaffen.
Der Synthstone wird auch als ein Objekt betrachtet, das den Menschen hilft, sich mit ihrem höheren Bewusstsein zu verbinden, und sie benutzen ihn als Werkzeug zur Meditation und Konzentration. Es wird auch geglaubt, dass, wenn man einen Wunsch äußert, während man den Synthstone in der Hand hält, er die Energie des Wunsches verstärkt und die Chance, dass er in Erfüllung geht, größer ist. Daher verwenden viele Menschen den Synthstone als mächtigen Talisman, um ihre Wünsche zu manifestieren.
Mit ChatGPTs Beschreibung des ‚Synthismus‘, dem Glaubenssystem dieser Zukunft und einem Talisman seiner Anhänger, dem ‚Synthstone‘, hat uns das KI-Visualisierungs-Werkzeug ‚Midjourney‘ Varianten dieses Glücksbringers visualisiert.
Im Folgenden ein paar Beispiele, zu welchen Ergebnissen uns einzelne Begriffe und Experimente im ‚Prompting‘ mit ‚Midjourney‘ zur endgültigen Visualisierung geführt haben.
„Edelstein“
„Edelstein, von innen irisierendes Licht ausstrahlend“
„Edelstein, blaue Tritium-Adern“
Unsere ursprüngliche Anfrage lautete „gem, made out of cairngorm“. „Cairngorm“ ist eigentlich die Wörterbuchübersetzung von Rauchquarz. Den gleichen Namen jedoch trägt auch eine schottische Berggruppe, die Midjourney deshalb ins Bild eingebaut hat.
Sinngemäß wurde also kein Rauchquarz visualisiert, sondern ein Edelstein aus der Gegend um Cairngorm.
„Edelstein, aus Cairngorm“
Um sehr direkt Einfluss auf die Visualisierung zu nehmen, haben wir eine NASA-Aufnahme von Planeten Pluto als Referenzbild genutzt. Der von Midjourney generierte Edelstein zeigt Spuren von der Materialiät, Struktur und Farbigkeit Plutos.
„[Bild von Pluto], Edelstein]“
Image: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute
Unsere abschliessende Anfrage verbindet schließlich alle erwünschten Eigenschaften. Störende Einflüsse, wie die schottische Landschaft „Cairngorm“, fallen nicht mehr ins Gewicht.
„[Bild von Pluto] kantiger Edelstein, aus Cairngorm, blaue Tritium-Adern, stark blau gefärbt, leicht ovale Form, von innen irisierendes Licht ausstrahlend“
Das Generieren von Visualisierungen kann leicht ausarten. Da das Erstellen eines Bildes nur einige Sekunden dauert, stellt sich schnell in eine Art Feedback-Loop ein, in dem man „mal eben noch„ eine weitere Variante ausprobiert. Aus ein paar Minuten können so schnell einige Stunden werden. Unsere Midjourney-Gallerie im folgenden Video ist ein sehr sprechendes Beispiel dafür.
Mit beiden Werkzeugen lassen sich schnell viele Ergebnisse generieren. Für sinnvolle und nutzbare Ergebnisse lohnt es sich jedoch, deren Logik zu verstehen und ihre Sprache zu lernen.
Die Annahme, dass diese neuen Werkzeuge uns die Gestaltungsarbeit komplett abnehmen können, hat sich aktuell (noch) nicht bestätigt.
In bestimmten Situationen können diese Werkzeuge unsere tägliche Arbeit unterstützen – bspw. bei der Recherche, beim Zusammenfassen langer Texte oder im Brainstorming von Ideen.
Haben wir bereits Ideen und konkrete Vorstellungen von der Beschaffenheit der Ergebnisse, ist die Arbeit mit KI-Werkzeugen aktuell (noch) mühsam, um die Ergebnisse zu erhalten, die wir brauchen.
.In den knapp 2 Monaten, in denen wir die Arbeit mit KI ausprobiert haben, konnten wir bereits beobachten, wie sich unser Denken veränderte und sich den Werkzeugen und ihren Schnittstellen angepasst hat: „Wie sind unsere Vorstellungen und Ideen zu formulieren, dass die KI diese versteht und das produziert, was wir wollen?“
Mit KI-Werkzeugen können wir in sehr kurzer Zeit sehr viel Material generieren. Die Evaluierung und die Auswahl relevanter Ergebnisse aus einer Masse an Möglichkeiten aber kostet viel Zeit und ist mühsam.
In der Zusammenarbeit mit KI wird für uns das Kuratieren von Material und Inhalten zu einer noch wichtigeren Fähigkeit. Unsere Expertise, Qualifikation und Erfahrung als Gestalter, Vorschläge und Ergebnisse der KI auf Qualität und Kontextualität hin beurteilen zu können, ist essentiell.
Allgemeine unspezifische Anfragen an die KI führen zu klischeehaften, clownesken und langweiligen Antworten.
Ein kreatives Mindset ist ein Plus: Ungewöhnliche, kreative und spezifische Fragen und Perspektiven, Kombinationen und Vermischung ungewöhnlicher Themen und Bereiche führen zu interessanten und überraschenden Ergebnissen.
Wir werden die Möglichkeiten von KI-unterstützten Werkzeugen in unserer Praxis weiter erproben, dabei aber sehr bewusst und planvoll vorgehen.
Im Besonderen werden wir den Einsatz von KI-Werkzeugen im Bereich Design-Futuring explorieren: In Workshop-Situationen in kurzer Zeit Anregungen zu diskursiven Aktivitäten bereitstellen zu können, scheint uns ein nützliches Werkzeug zu sein.
Nachdenklich machen uns Fragen danach, welche Auswirkungen KI-unterstützte Werkzeuge auf Bereiche wie Illustration, Grafikdesign, Fotografie etc. in Zukunft haben werden.
Schwierig scheinen uns auch die rechtlichen und ethischen Dimensionen: Beide KIs wurden mit dem Wissen, den Werken und Erfahrungen vieler angelernt. Deren Schaffen bildet die Grundlage der KIs und wird nun unendlich häufig gesampelt und reproduziert werden.
Übrigens sind wir sowohl mit ‚ChatGPT‘ als auch mit ‚Midjourney‘ sehr höflich umgegangen: Wer weiß, für was es gut ist? 😃
Image: seebangnow
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“We think in generalities, but we live in detail.” —Alfred North Whitehead